Dipl.-Ing. Josef Schöttner
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Projektmanagement | Funktion von PDM-Software

Kernprozesse in der Fertigungsindustrie wie Produktentwicklung, Produktpflege, Auftragskonstruktion, Anlagenprojektierung usw. werden aufgrund der Komplexität der Vorhaben im Rahmen von Projekten ausgeführt. Die Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Termintreue verlangen hierbei bestmögliche Personal- und Sachmittelplanung sowie transparentes Monitoring. Um dies zu erreichen, ist eine direkte Verbindung von Projektmanagement (PM) und Arbeitsebene notwendig.

Mit Stand-alone-Projektmanagement-Software ist diese Forderung nicht zu erfüllen, und schon gar nicht mit einer Tabellenkalkulations-Anwendung. Die Abwicklung eines Projekts ist eine hochdynamische Angelegenheit, Planung und Arbeitsfortschritt (Erfüllungsgrad der Aufgabe) müssen permanent in Bezug stehen. Dies lässt sich nur realisieren, wenn die entsprechenden Daten eine integrale Einheit bilden, d. h. ein Verbund von Projekt-, Prozess- und Produktdaten vorliegt. Das Projektmanagement von professioneller PDM-Software kann diese Vorgabe erfüllen.

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Projekttypisierung

Die Typisierung von Projekten erlaubt, ein Vorhaben entsprechend seinem Zweck zu strukturieren und demgemäß abzuarbeiten. Jeder Projekttyp hat seine spezifischen Merkmale. Insbesondere sind dies der Projektstrukturplan, die Projektphasen und ihre Aufgaben, die Ablagestruktur für die Daten sowie das Projekt-Team und seine Rollen. Die Kennzeichen der Typisierung und weitere Projektmerkmale sind im Objekt Projektstammsatz hinterlegt. Mit der Typisierung von Projekten besteht die Möglichkeit, für definierte Vorhaben (z. B. Auftragskonstruktion) standardisierte Vorlagen (Templates) zu entwickeln. Dadurch ist gewährleistet, dass alle Projekte eines Typs in gleicher Weise geplant und abgewickelt werden.

Produktdatenverknüpfung

Der Projektstammsatz ist datentechnisch der Kopf eines Projekts. So liegt es nahe, dass Produktdaten, die im Rahmen eines Projekts neu entstehen oder erneut verwendet werden, mit diesem eine Verbindung eingehen. Die Verbindung zwischen Projektstammsatz und Produktdaten (Teil, Modell, Zeichnung etc.) sollte das System automatisch jeweils mittels einer Relation aufbauen. Da Produktdaten (z. B. Teile) in mehreren Projekten verwendet werden können, ist zwischen Objekten der Klasse Projektstammsatz und Objekten der Produktdaten-Klassen (z. B. Modellstammsatz) eine n:m-Multiplizität erforderlich.

Projekt-Team, Rollen und Nutzer

Für die Bearbeitung eines Projekts werden Akteure benötigt, die bestimmte Rollen übernehmen können. Die Art der Rollen ist abhängig vom Projekttyp, der zu bearbeiten ist. Alle Rollen zusammen bilden das nutzerneutrale Projekt-Team. Jede Rolle besitzt entsprechend ihren Aufgaben spezifische Berechtigungen für die Datenablage und den Datenzugriff. Rollenberechtigungen sind immer projektbezogen, d. h. die Rechte einer Rolle haben nur in einem Projekt-Team Gültigkeit. Zur Ausführung eines Projekts werden in der Planungsphase den Rollen des Projekt-Teams die erforderlichen Mitarbeiter zugeordnet. Als autorisierte Nutzer sind diese nun in der Lage, die ihnen zugedachten Aufgaben systemgestützt auszuführen.

Arbeits-, Prüf- und Ablagebereich

Zur Ausführung eines Projekts sollte ein eigener Daten-Tresor (Vault) als Arbeits-, Prüf- und Ablagebereich eingerichtet werden können. Dieser sollte sich mit den Berechtigungen der Rollen des Projekt-Teams schützen lassen. Ausüben können die Nutzer die Berechtigungen dann nur im Arbeits-, Prüf- und Ablagebereich des Projekts, dem sie gemäß Planung zugeordnet sind. Sofern ein Nutzer über eine Rolle mehreren Teams bzw. Projekten zugeordnet worden ist, verfügt er in jedem dieser Projekte jeweils über die gleichen Rechte bezüglich des geschützten Arbeits-, Prüf- und Ablagebereichs. Neben den Berechtigungen für die Projekt-Vaults, müssen die Rollen eines Projekt-Teams ihren Nutzern auch lesenden Zugriff auf benötigte Produktdaten im öffentlichen Archiv einräumen.

Projektstrukturplan

Der Projektstrukturplan legt fest, wie eine Gesamtaufgabe strukturiert in Teilaufgaben zeitlich geordnet ausgeführt werden soll. Die einfachste Art des Projektstrukturplans ist demzufolge, eine Aufgabenstruktur zu entwerfen, mit der sich die Aufgaben eines Projekts wirtschaftlich realisieren lassen. Mit der Definition eines allgemeinen Projektstrukturelements (PSE) kann eine zusätzliche Ebene in den Projektstrukturplan aufgenommen werden. Mit einem PSE-Objekt ist es möglich, Aufgaben, eine Produktkomponente (z. B. Anlagenmodul), einen Workflow und weitere Informationsträger zu verknüpfen. In Falle der Verknüpfung mit Produktkomponenten kann mit den PSE-Objekten die Grundstruktur eines Produkts oder einer Anlage mit Zuordnung aller erforderlichen Aufgaben abgebildet werden. Bei der Zuordnung von Workflows zu PSE-Objekten lässt sich die Ablaufstruktur zur Abarbeitung der Aufgaben beispielsweise phasenbezogen festlegen.

Projektplanung

Die Planung eines Projekts erfolgt im ersten Schritt mit der Definition der Aufgaben, die zur Erfüllung des Projektziels ausgeführt werden müssen. Im zweiten Schritt kommt die Zeitplanung hinzu, d. h. jede Aufgabe erhält eine Zeitvorgabe, in der sie erledigt werden soll. Im dritten Schritt erfolgt die Zuordnung der benötigten Akteure (Mitarbeiter) zu den betreffenden Aufgaben, die diese ausführen sollen.

Für die Planung stehen in der Regel der hierarchische Strukturplan, der gerichtete Netzplan und der tabellarische Balkenplan zur Verfügung. Zwischen den verschiedenen Möglichkeiten kann bei guten PDM-Systemen beliebig gewechselt werden. Die graphische Netzplan-Darstellung bietet den Vorteil des schnellen Erfassens der festgelegten Abfolge zur Bearbeitung der Aufgaben. Zudem lässt sich ein möglicher "kritischer Pfad" gut erkennen. Dagegen ist die Übersichtlichkeit in Bezug auf die einzelnen Aufgaben beim Balkendiagramm besser. Beginn, Ende, Dauer und Puffer der Aufgaben sind auf der Zeitachse zu sehen und leicht zu erfassen.

Projekt-Monitoring

Zur erfolgreichen Projektabwicklung ist außer einer guten Planung fortwährendes Monitoring notwendig. Die Soll-Vorgaben der Planung müssen sich zu jederzeit mit den vorliegenden Ist-Daten aus der laufenden Projektarbeit vergleichen lassen. Auf der Ebene ausführbarer Aufgaben ist dies der Fall, wenn eine verlässliche Ist-Datenerfassung gegeben ist. Damit ein Projekt wirkungsvoll überwacht werden kann, muss das PM eines PDM-Systems Monitoring auf allen Ebenen des Projektstrukturplans unterstützen. Dazu müssen die Soll- und Ist-Daten übergreifend bis zur jeweils interessierenden Ebene aggregiert werden. Mit diesen Daten lässt sich bei Bedarf der aktuelle Arbeitsfortschritt graphisch darstellen, etwa in Form eines Burndown-Diagramms.

Vorwärtsplanung und Rückwärtsterminierung

Für ein Projekt gibt es in der Regel eine fixe Vorgabe bezüglich des Fertigstellungstermins, also für den Zeitpunkt, an dem die Arbeiten abgeschlossen sein müssen. Für die Planung ist die natürliche Denkweise auf die positive Zeitachse ausgerichtet, dies entspricht der Vorwärtsplanung. Hierbei liegt der Fokus auf dem bestmöglichen Ergebnis der Planungsarbeit mit möglichst geringer Projektdauer bei realistischen Annahmen. Wenn dies erreicht ist, kann die Rückwärtsterminierung vorgenommen werden. Mit einer PDM-Systemfunktion lässt sich das entstandene Planungsfenster auf den festgelegten Endtermin verschieben. Dabei werden die parallel auszuführenden Aufgaben ebenso berücksichtigt wie alle arbeitsfreien Wochenend- und Feiertage.

Mitarbeiterkapazität

Je nach Datenmodell der PDM-Software stehen zur Darstellung der Mitarbeiterkapazität mehrere Optionen zur Verfügung. Zum einen lassen sich in einem vorgegebenen Zeitfenster für einen bestimmten Mitarbeiter die Einsatzzeiten aus allen Projekten, in denen er aktiv ist, abrufen und erkennen, an welchen Tagen er ggf. noch einsetzbar ist. Dazu ist es notwendig, eventuelle Urlaubstage aus einer vorhandenen Quelle (z. B. Personalzeiterfassung, PZE etc.) auszulesen. Aus dem User-Objekt des Nutzers lassen sich Angaben wie Abteilung und Standort beistellen. Ferner kann die Rolle des Mitarbeiters in die Ausgabe seiner Kapazität einbezogen werden.

Darüber hinaus lässt sich bei entsprechendem Datenmodell des PDM-Systems die Kapazität bzw. Verfügbarkeit von allen Mitarbeitern einer Rolle (z. B. SPS-Programmierer) ableiten. Alternativ kann die Verfügbarkeit der Mitarbeiter aller Rollen gewonnen werden. Sofern ein Mitarbeiter in mehreren Rollen in verschiedenen Projekten arbeitet, erscheint er mehrfach in der Ausgabe. Außerdem können in die Darstellung der Mitarbeiterkapazitäten die Projekte, für die die angeführten Mitarbeiter im Einsatz sind, einbezogen werden. Weitere Ausgabevarianten zur Anzeige der freien Mitarbeiterkapazitäten sind mit professionellem Projektmanagement als integraler Bestandteil von PDM-Software möglich.

Projektordner/Ablagestruktur

Zur Ablage der Daten, die in einem Projekt neu entstehen oder wieder verwendet werden, empfiehlt sich der Aufbau einer Ordnerstruktur, die mit dem Projektstammsatz verknüpft wird. Für den Aufbau einer Projektordnerstruktur bietet sich die Verwendung der Objektklasse Strukturelement an wie sie sich auch zur Klassifikation von Teilen, Dokumenten und weiteren Daten nutzen lässt. Die erste Ebene einer solchen Struktur könnte zum Beispiel folgende Ordner aufweisen: Dokumentation, Kosten, Organisation, Produkt, Qualität, Technik etc. Idealerweise wird eine Ablagestruktur in Abhängigkeit vom jeweiligen Projekttyp kreiert. Dieses Vorgehen unterstützt die Realisierung typspezifischer Projektvorlagen (Templates).

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